Vergebung als spirituelle Praxis


Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?
Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. 18,21-22

Matthäus-Evangelium

Wer von seinem Herrn gezüchtigt wird und dann Gleiches mit Gleichem vergilt, oder wem Gewalt angetan wird und sich mit Gewalt rächt, verursacht die Vernichtung aller Kreaturen, denn dann regiert die Sünde in der Welt. Wenn grobe Worte mit groben Worten vergolten werden, wenn der Vater den Sohn schlägt und der Sohn den Vater, wenn Ehemänner ihre Frauen züchtigen und die Frauen sich gleichermaßen rächen, wie könnte dann noch etwas gedeihen, wenn der Ärger alles beherrscht? Das Werden der Wesen kommt aus dem Frieden. Denn Zorn hat Zerstörung und Elend der Völker zur Folge. Nur Vergebung gewährt Geburt, Leben und Wohlstand. Man sollte unter allen Umständen vergeben, denn das sichert den Fortbestand der Menschheit. 3.Buch Kap.29

Mahabharata

Ein spiritueller Mensch sollte niemandem gegenüber feindselig gesinnt sein. Indem wir in anderen Fehler sehen, festigen wir die gleichen Fehler in uns selbst. Es ist ein Teufelskreis und eine psychologische Tatsache. Gargi/Brown, Shafts of Light, Kalpa Tree Press, NY

Ashokananda

Klatsch mag unschuldig erscheinen. Dennoch verursacht er unter den Menschen unendlichen Kummer, und zwar in erster Linie für diejenigen, die ihm frönen. Wer sich mit den Fehlern anderer beschäftigt, entwickelt dieselben Fehler in sich selbst; denn in Bewusstsein eines jeden Individuums sammeln sich sowohl gute als auch schlechte Eindrücke und Tendenzen, und wenn wir einen bestimmten Fehler an anderen fortgesetzt kritisieren, werden in unserem Unterbewusstsein ähnliche Neigungen ausgelöst und gestärkt. Machen wir uns umgekehrt zur Gewohnheit, das Gute im anderen zu sehen, lösen und festigen sich auch unsere eigenen guten Tendenzen. Der spirituell Strebende muss also ebenso um seiner selbst wie um der anderen willen bemüht sein, das Kritisieren und Urteilen zu vermeiden. Vedanta and the West

Prabhavananda

Erst wird der Mensch durch seine eigenen Gedanken schuldig, dann erst sieht er die Schuld der andern. Schadet es auf irgendeine Weise einem anderen, wenn du seine Fehler aufzählst? Du schadest nur dir selbst. So war meine Einstellung seit meiner Kindheit. Ich kann daher die Fehler eines andern nicht sehen. Wenn jemand eine Winzigkeit für mich tut, versuche ich, selbst das nicht zu vergessen. Fehler an anderen sehen! Nie sollte man das tun. Ich tue es niemals. Verzeihen ist Tapasya, ist eine religiöse Übung. Arupananda

Sarada Devi

Vergebung ist Heiligkeit. Vergebung hält das Universum zusammen. Vergebung ist die Macht der Mächtigen; Vergebung ist Opfer; Vergebung ist Ruhe des Geistes. Vergebung und Sanftmut sind die Eigenschaften derer, die Selbstbeherrschung üben. Sie verkörpern die ewige Tugend. 3.Buch Kap.29

Mahabharata