Mahatma Gandhi


Mir wird gesagt, dass Religion und Politik verschiedene Bereiche des Lebens sind. Ich jedoch würde sagen, ohne einen Moment zu zögern und dennoch mit aller Bescheidenheit, dass diejenigen, die das behaupten, nicht wissen was Religion ist.

Ich kann einem Feigling keinen Gewaltverzicht predigen, genausowenig könnte ich einen Blinden bewegen, einen erfreulichen Anblick zu genießen. Gewaltverzicht bedeutet den Gipfel des Mutes. In der Praxis bin ich nie auf Schwierigkeiten gestoßen, wenn ich Menschen, die in der Schule der Gewalt erzogen wurden, die Überlegenheit eines gewaltlosen Verhaltens bewies. Als Feigling, der ich jahrelang war, stand mir der Sinn nach Gewalt. Ich entwickelte Sinn für ein gewaltloses Verhalten, als ich anfing, mich von meiner Feigheit zu befreien. Jemand, der Hass in seinem Herzen trägt und die Gewalt liebt, würde seinen Gegner töten, wenn er es ohne Schaden für sich selbst tun könnte, er steht der Gewaltlosigkeit fern. Ich kann nicht dulden, dass ein Feigling bei der sogenannten Gewaltlosigkeit Zuflucht sucht.

Mein Glaube an die Gewaltlosigkeit ist eine äußerst lebendige Kraft. Sie lässt weder Raum für Feigheit noch für Schwäche, Gewaltverzicht wird von denen verkündet, die zu sterben wissen, nicht von denen, die den Tod fürchten. Geradeso wie man im Training für Gewalttaten die Kunst des Tötens lernen muss, so muss man im Training für ein gewaltloses Handeln die Kunst des Sterbens lernen. Wer nicht alle Furcht überwunden hat, kann Gewaltverzicht nicht vollkommen praktizieren. Sartory, Handeln aus dem Geist, Herder-Verlag, Freiburg

Nicht-Gewalt bedeutet in ihrer Auswirkung bewusstes Leiden. Sie bedeutet nicht Unterwerfung unter den Willen des Ungerechten, sondern bedeutet Einsetzen der gesamten Seelenkraft gegen den Willen des Tyrannen. Sofern er sich in seinem Wirken durch dieses Gesetz bestimmen lässt, ist es auch einem einzelnen möglich, die ganze Macht eines tyrannischen Reiches herauszufordern, seine Ehre, seine Religion, seine Seele zu verteidigen, und dadurch Anstoß zu werden für dieses Reiches Zusammenbruch oder Neuerstehen.

Wir meinen es nötig zu haben, weil wir, wie es scheint, in uns Menschen nichts weiter zu sehen vermögen als Fleischklumpen. Ich möchte, dass Indien erkenne, dass es eine Seele hat, die nicht untergehen wird, die sich vielmehr siegreich erheben kann über alle leibliche Gebrechlichkeit und die den vereinigten körperlichen Kräften einer ganzen Welt zu trotzen vermag. Sartory, Handeln aus dem Geist, Herder-Verlag, Freiburg

Ich werde siegreich in meiner Mission gewesen sein, wenn mir ein Tod gewährt wird, in dem ich die Stärke von Wahrheit und Gewaltlosigkeit demonstrieren kann. Sollte ich in deren Nachfolge wahrhaftig gewesen sein und mit Gott als meinem Zeuge gehandelt haben, wird mir bestimmt ein solcher Tod zuteil.
Ich habe meinen Wunsch im Gebet zum Ausdruck gebracht, dass, sollte mich jemand töten, ich keinen Zorn gegen den Mörder in meinem Herzen haben möge, und dass ich sterben möge mit Gottes Namen auf meinen Lippen.