Über das Besitzenwollen


Ich stellte mich um und überließ mich der Verzweiflung über meinen ganzen Besitz, für den ich mich unter der Sonne angestrengt hatte. Denn es kommt vor, dass ein Mensch, dessen Besitz durch Wissen, Können und Erfolg erworben wurde, ihn einem andern, der sich nicht dafür angestrengt hat, als dessen Anteil überlassen muss. Auch das ist Windhauch und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt. Prediger 2,20-21


Was erhält der Mensch dann durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Prediger 2,23


Es gibt etwas Schlimmes, etwas wie eine Krankheit, das ich unter der Sonne beobachtet habe: wenn Reichtum, der für seinen Besitzer ängstlich gehütet wurde, diesem Schlimmes brachte. Durch ein schlechtes Geschäft ging ihm dieser Reichtum verloren. Er hatte einen Sohn gezeugt, aber jetzt hat er nichts mehr, das ihm gehört. Prediger 5,12-13


Wie er aus dem Leib seiner Mutter herausgekommen ist – nackt, wie er kam, muss er wieder gehen. Von seinem Besitz darf er überhaupt nichts forttragen, nichts, das er als ihm gehörig mitnehmen könnte. So ist auch dies etwas Schlimmes, etwas wie eine Krankheit. Prediger 5,12-15

Kohelet

Man sollte keine Wünsche und kein Verlangen hegen. Darum habe ich mir alle Wünsche erfüllt, die in meinen Gedanken aufstiegen. Einmal sah ich auf dem Bazar bunte Süßigkeiten, die ich unbedingt essen wollte. Ich aß zuviel davon mit dem Ergebnis, dass ich krank wurde.
Einmal kam mir die Idee, ein kostbares Gewand mit einer Goldborte zu tragen und eine silberne Wasserpfeife zu rauchen. Mathur sandte mir beides. Ich legte das Gewand an und rauchte die Wasserpfeife auf verschiedene Weise. Dann sagte ich zu mir: ‚Das ist also, was man das Rauchen einer silbernen Wasserpfeife nennt!’ Der Wunsch war sofort verschwunden. Ich behielt das Gewand noch ein wenig an; aber dann zog ich es aus, trampelte mit den Füßen darauf, bespuckte es und sagte: ‚Dies ist also ein teures Gewand! Es steigert nur die Gier im Menschen.’ VIII Das Vermächtnis, O.W. Barth Verlag, München
Rāmakrishna



[Anm.: Während der indische Heilige sich seine Wünsche erfüllte, durchschaute er sie. Das ist auch eine Möglichkeit, sie abzulegen: Man erkennt, dass erfüllte Wünsche nur für kurze Zeit beruhigen und bald neue erzeugen; wogegen unerfüllte Wünsche zu Frustration, Ärger, Eifersucht usw. führen. So führt das Verstehen dieser "Krankheit" (Kohelet) zu der Schlussfolgerung: Es lohnt nicht]

Es gibt zu viel Reichtum, zuviel Komfort, einen sehr hohen Lebensstandard, nicht nur in den Familien, sondern auch bei den Orden.
Von überall her kommen die jungen Menschen nach Indien und führen ein sehr armseliges Leben, ärmer als unseres, weil sie das Verlangen haben, aus ihrem reichen Milieu auszubrechen. Ich glaube, sie wollen wirklich ein lebendes Beispiel für die Armut Christi sein. Es genügt nicht, den Geist der Armut zu kennen; man muss die Armut kennen, wenn man wirklich nichts besitzt. Geistliche Texte, Matthias-Gründwald-Verlag, Mainz

Mutter Teresa



Am Ende
ist ein Mensch alles müde,
nur des Herzens Verlangen
und der Seele Wanderung nicht.

Rumi